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OUR STORY

Geschichte der Mühle von Zasa (Zasas Dzirnavas)

Die Stadt Jekabpils (vormals Jakobstadt), gelegen in der gleichnamigen Region, wurde benannt nach Herzog Jakob, einem der bedeutendsten Herrscher des Herzogtums Kurland und Semgallen.

Das Jahr 1887
Es ist das Gründungsjahr der Mühle und der damalige Eigentümer hat stolz die Zahlen in die Frontseite des Altbaus einmeißeln lassen. (siehe Foto unten) Es war Alexej Greig, der Baron von Zasa. Ihm gehörte bereits in Zasa das Landgut „Berzzemnieki“. Die Mühle wird zu dieser Zeit noch mit einer Wasserturbine betrieben.

Seit Ende des 18.Jh. gehörte das Gebiet des heutigen Lettland als eine der drei deutschbaltischen Ostseeprovinzen zum Herrschaftsbereich des russischen Zaren. Bis in die zweite Hälfte des 19.Jh. konnte es jedoch seinen autonomen Status weitgehend beibehalten und verlor diesen erst mit der nun einsetzenden Industrialisierung und Russifizierung.
Baltische Barone waren bis zu diesem Zeitpunkt mächtige Gutsherren. So oblag dem Baron unter anderem die ausführende Gewalt über die Landbevölkerung.

Darüber hinaus besaß er das „Patronatsrecht“ d.h. er bestimmte den Pfarrer im Kirchspiel, übte die Gerichtsbarkeit aus und wachte über Wohl und Wehe seiner Landgemeinde.
Zum heutigen Bereich des Mühlenanwesens zählt noch ein altes Steinhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, das sogar älter als die Mühle selbst ist. In seinem Mauerwerk ist durch zusammengefügte Steine die Jahreszahl 1853 zu lesen.

Das Jahr 1905
Russland verliert den Krieg gegen Japan. Diese Situation nutzen Revolutionäre unter Führung der bereits sehr starken Sozialdemokraten zu Erhebungen und Protestaktionen zunächst in den Städten, dann auch auf dem Land, wo sich die Landarbeiter und Bauern gegen die Gutsherren erheben. Hunderte von Guts- und Pfarrhäusern gehen in Flammen auf. Auch an der Mühle versammeln sich die Bauern des Umlandes. Revolutionäre hissen auf dem Schornstein der Mühle die rote Fahne. Stimmen werden laut, das Landgut des Barons Greig in Brand zu setzen. Die Erhebungen werden von der russischen Armee hart bekämpft und bis 1907 niedergeschlagen. Ungefähr zu dieser Zeit erhält die Mühle ihren Anbau entlang des Baches. Eingemeißelt ist hier die Jahreszahl 1901 an der Frontseite des Gebäudes zu erkennen.

Die Jahre 1914 – 1918 (1.Weltkrieg)
Die Daugava (Düna) bildete in diesem Krieg zwei Jahre die Frontliniezwischen den deutschen und den russischen Truppen. Auch in Zasa und Umgebung – so ergibt es sich aus alten Karten – wurde heftig gekämpft. Nur wenige Meter von der Mühle entfernt zeugt hiervon auch ein – sehr gepflegter – Soldatenfriedhof rund um die kleine Kirche von Zasa. Seite an Seite ruhen dort deutsche und russische Soldaten. (siehe Fotos unten)

 

Ab Februar 1918 war das gesamte Baltikum von deutschen Truppen besetzt. (siehe Foto unten)

Die Jahre bis 1924
Lettland, Litauen und Estland hatten nach Kriegsende ihre nationale Unabhängigkeit erlangt und waren 1921 / 1922 in den Völkerbund aufgenommen worden.
Nach den Verwüstungen des 1.Weltkriegs erholt sich auch Zasa`s Landwirtschaft. Hauptsächlich wird Getreide angebaut und auf den Wiesen sieht man wieder viele Schafe, deren Wolle verarbeitet wird. Die baulichen Schäden, die der Krieg hinterlassen hat, werden von der Bevölkerung mit großem Engagement ausgebessert. Bald entsteht auch über die Grenzen von Zasa hinaus im Bauwesen ein großer Bedarf an Holzartikeln und Holzmaterial, doch es fehlt noch an geeigneten Bearbeitungsmaschinen. Diesen Zeitpunkt nutzt 1924 der ehemalige Landwehrangehörige und Sohn von Alexej Greig, Nikolai Greig, den man nicht zuletzt wegen seines kleinen Wuchses „Bebka“ (Baby) nannte. Er bietet dem reichsten Mann der Umgebung, Indrikis Stukuls, sowohl seine Wassermühle, als auch sein Landgut „Berzzemnieki“ zum Kauf an. Indrikis Stukuls kauft die Mühle auf den Namen seines Sohnes Vilis Stukuls. Die Mühle erhält nun zusätzlich zur Wasserturbine einen Holzgasmotor. Zudem werden eine moderne Mehlmühle, eine Grützkornanlage sowie eine aus der Schweiz importierte Beuteleinrichtung aufgestellt. Das Holzsägewerk wird ebenfalls modernisiert und auch die Maschinen für die Wollspinnerei werden weiterhin genutzt.
Indrikis Stukuls hatte für die Bedienung aller Maschinen hervorragende Meister finden können. Die Mühle erwarb sich daher bereits nach kurzer Zeit einen ausgezeichneten Ruf, sodass bald auch aus großer Entfernung Getreide, Wolle und Holz zur Verarbeitung nach Zasa gebracht wurden. Dieser Erfolg veranlasste Indrikis Stukuls einen weiteren Betrieb im Zentrum des Bebrene-Landgutes (damaliger Ilukste-Kreis) aufzubauen.

Das Jahr 1925
Vorbemerkung:
Vilis Stukuls hat über seine Erfahrungen mit der Mühle sowie sein Leben in Zasa und Umgebung ein Buch geschrieben mit dem Titel „Die Erzählung eines Kreuzburgers“. Mit „Kreuzburg“ ist das heutige Krustpils gemeint, also der Ort, der sich auf der gegenüberliegenden Seite von Jekabpils und somit auf der anderen Seite der Daugava befindet. Aus diesem Buch wird im Folgenden mehrfach zitiert. (siehe Fotos unten  von Vilis Stukuls)

 

Großer Dank gilt an dieser Stelle Silvija Ragele aus Birzi, die mit ihren hervorragenden Deutschkenntnissen eine unentbehrliche Helferin war, sowohl bei vielen Verhandlungen vor Ort als Dolmetscherin, als auch als Übersetzerin z.B. des vorgenannten Buches von Vilis Stukuls. Bereitwillig opferte sie ehrenamtlich viele Stunden ihres wohlverdienten Ruhestandes als pensionierte Schulleiterin.1925 hält sich Vilis Stukuls häufig in der Mühle von Zasa auf, wo er mit großem Eifer die Verpflichtungen und Anliegen seines Vaters erledigt. Er arbeitet sich so gut ein, dass er schon nach kurzer Zeit in der Lage ist, die Tätigkeiten der Maschinisten ebenso auszuüben wie die der Kassenführung. Damit wird er allmählich zu einer Art „Halbverwalter“. Leider fällt in dieses Jahr auch der erste Brand in der Mühle, der jedoch zum Glück weit weniger Auswirkungen hat, als der zweite im Jahre 1938. (Erzählung eines Kreuzburgers)

Die Jahre 1933 bis 1939
In Deutschland kommen 1933 die Nationalsozialisten unter Hitler an die Macht. Hitler schließt 1939 mit Stalin einen Pakt und sichert ihm in einem geheimen Zusatzprotokoll freie Hand bezüglich der baltischen Staaten zu. Von Berlin aus werden die Deutschbalten aufgefordert, “heim ins Reich“ zu kommen. Die meisten von ihnen leisten dem Folge, darunter auch die Großmutter des jetzigen Mühlenbesitzers Hardy Kortmann, die in Riga aufwuchs und dort ihr Abitur machte. Bis 1939 ist Lettland ein von der Mehrheit seiner Bevölkerung getragenes unabhängiges Land.Vilis Stukuls heiratet 1933 die Tochter des Professors Maldonis, die Zahnarztstudentin Ilga Maldonis. Vilis Stukuls zieht mit seiner jungen Frau auf das Landgut Berzzemnieki in Zasa und verwaltet die nahe gelegene Mühle. Darüber hinaus engagiert er sich in der Landwirtschaftsverwaltung von Zasa.Große Freude bereitet ihm auch die Beschäftigung mit der Jugend. Er leitet die örtliche Pfadfindergruppe und begeistert die jungen Menschen, die jedes seiner Worte aufmerksam aufnehmen und befolgen. Sie sehen in ihm besonders in Angelegenheiten der Landwirtschaft ein Vorbild. Mehrere von ihnen werden nach Mittel- und Hochschulausbildung gefragte Fachleute in der Landwirtschaft. So geht das Leben zunächst ohne große Veränderungen weiter. (Erzählung eines Kreuzburgers)Als Vilis Stukuls an einem Wochenende im Sommer 1938 mit seiner Frau seine Schwiegereltern in Cesis besucht, erhält er die Nachricht, dass die Mühle in Zasa brennt. Er eilt sofort zurück. Das Feuer war zwar bereits gelöscht, hatte jedoch schon die Holz- und Wollverarbeitungsabteilung sowie die Antriebsmotoren vernichtet. Weniger beschädigt hingegen blieb die Mahlanlage. Alles deutete darauf hin, dass das Feuer in der Nacht von Samstag auf Sonntag gelegt worden war, da zu diesem Zeitpunkt niemand auf der Mühle gearbeitet hatte. Zwar war die ganze Mühle durch eine Brandversicherung bei einer renommierten großen Versicherung abgesichert, der abgebrannte Teil allein für 60.000Ls, aber zu Vilis großer Enttäuschung zahlte die Versicherung nur ein Drittel, weil die Maschinen bereits abgenutzt gewesen seien. Bei regelmäßigen Inspektionen war Vilis jedoch zuvor nie auf eine Abnutzung hingewiesen worden. (Erzählung eines Kreuzburgers).

Das Jahr 1940
Lettland verliert ebenso wie die anderen baltischen Staaten seine staatliche Unabhängigkeit und untersteht von nun an der UDSSR. (siehe Foto unten von der Mühle um 1940)

Auf der Mühle kommt es zu einschneidenden Veränderungen. Alles wird zum Staatsbesitz, sogar das Auto. Wenig später folgen in Zasa das Landgut Berzzemnieki sowie ein weiteres, Vilis gehörendes Haus in Riga. Lassen wir im folgenden Vilis Stukuls über seine traurigen Erfahrungen in seinem Buch (s.o.) zu Wort kommen:
„Die Ereignisse 1940 zogen einen Strich unter alles: auch unter meine Wirtschaft in „Berzzemnieki“. Ich sage das ganz offen: noch im Winter 1939/40 hatte ich von dem Nahen der Veränderung nichts geahnt. Ich war mit den Gedanken beschäftigt über meine Familie, die Arbeit, die Weiterentwicklung der Wirtschaft, über die Wiedererneuerung und Modernisierung der Mühle. Nach der Feuersbrunst, die materiellen Schwierigkeiten sehend, die ich zu überwinden habe, wenn ich die Mühle erneuern möchte, schimmerte bei mir ein Gedanke auf, dass ich diesen, nicht in meinem Beruf eingehenden Betrieb verkaufen könnte. Dagegen sprach aber das in mir erzogene Bewusstsein über das Heiligtum der Erbschaft, über die Pflicht dem Andenken des Vaters gegenüber, über das Schicksal der Meister der Mühle. „Falls der neue Mühlenbesitzer die ganze Einrichtung nicht erneuern wird“, dachte ich, „werden viele von meinen tüchtigen Helfern ihre Arbeit verlieren.“ So habe ich mich für das Hineinfallen in die Schulden entschieden. Ich habe in der Sparkassengesellschaft von Widzeme mehrere tausend Lat Kredit aufgenommen, die für die weitere Entwicklung der Mühle notwendigen Maschinen gekauft und aufgestellt. Die Mühle summte wieder. (siehe historische Fotos weiter unten)

Im Zentrum von Zasa brannten elektrische Lampen, die ihr Licht von der Dynamoanlage der Mühle schöpften. Auf diese Art spiegelte sich mein Bewusstsein der sozialen Gerechtigkeit wider, über dessen Verwirklichung mein verstorbener Vater seinerseits gesagt hatte: „Mit deinem Sozialismus kannst Du dich nach meinem Tod beschäftigen. Jetzt aber mache es so, wie ich es dir sage….“ (Erzählung eines Kreuzburgers)

Das Jahr 1960
In den ersten Jahren der sowjetischen Herrschaft besaß die Mühle weiterhin ein Sägewerk und Hobelmaschinen. Dann jedoch wurde am Rande des Nadelholzwaldes von Zasa ein sehr großes Sägewerk errichtet. Die Mühle blieb aber weiterhin – etwa bis zum Jahre 1960 – der Stromlieferant für die nächste Umgebung wie Schule, Krankenstation, Post, Molkerei, Apotheke und Wohnhäuser. Nachdem der Sägewerkbereich weggefallen war, wurden Teile der Mühle im Herbst als Wohnunterkünfte für Erntehelfer genutzt.
Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten in der Mühle noch zwei Mahlsteine für grobes Mahlen, Walzen fürs Beuteln und ein Grützkornspalter. Auch die Abteilung für Wollspinnerei existierte noch mit zwei Maschinen zur Trocknung der Wolle, einem Wollerupfer und einer Maschine zum Spinnen von 200 Fäden.

Die Jahre 1961 bis 1971
Mit der Mühle ging es nun deutlich bergab:1961 wurde die Wolleabteilung unter Leiter Dronka aufgelöst. Die Maschinen und sonstigen Anlagen wurden ausgebaut und nach Jekabpils geschafft. Die freigewordenen Räume wurden renoviert und für den Dorfclub zu einer Bühne und einem Kino umgestaltet. Zweimal wöchentlich konnten die Dorfbewohner hier gute Filme sehen. Auch Gastspiele aus den großen Theatern, wie z.B. aus Riga und aus der Philharmonie wurden bis 1971 in der Mühle aufgeführt. Wegen des Besucherandrangs wurden jedoch die Clubräume (Saal, Bühne, Vorraum, Garderobe) zu eng, sodass ab 1971 die Aufführungen nur noch im neuen Clubhaus stattfinden konnten.
Ab Anfang der 70er Jahre richtete Valdis Pusbarnieks im Keller der Mühle einen Motorclub ein.

Die Jahre 1980 bis 1989
In der letzten Zeit der kollektiven Bewirtschaftung – etwa ab1980 – wurde die Mühle in erster Linie für das Mahlen von Futterkorn genutzt. Daneben wurde aber auch noch Grützkorn- und anderes Korn gemahlen. Allmählich jedoch galt die Mühle von Zasa als abgenutzt und wurde nur noch wenig beansprucht. An anderer Stelle wurde eine Mühle mit größerer Leistungsfähigkeit errichtet. Die Mühle von Zasa arbeitete noch bis Ende der 80er Jahre unter den Müllern Juris Zakis und Priekulis. Danach wurden die Anlagen abgebaut und in die Brauerei von Slate gebracht. Der Motorclub existierte bis 1987 im Keller der Mühle.
Ende der 80er Jahre wird Visvaldis Ciss zum Vollzugskomitteevorsitzenden (Bürgermeister) von Zasa gewählt und wird wenig später auch Gemeindeältester des Dorfes. Sein Vater war selber noch Meister in der Holzbearbeitung in der Mühle von Zasa. Als der frühere Eigentümer der Mühle Vilis Stukuls eines Tages bei den Familien Ravini und Svilpe in Zasa zu Gast weilt, lernt er dort auch Visvaldis Ciss kennen, der ihn fragt, was er tun würde, wenn ihm der Staat eines Tages die verstaatlichten Objekte Zasa-Mühle und Gut Berzzemnieki zurückgeben würde. Vilis Stukuls antwortet, hierauf würde er gern verzichten, wenn er stattdessen für sich und seine Kinder seine enteigneten Häuser in Krustpils zurückerhielte. Was die Mühle und das Gut in Zasa angehe, so sei er sich sicher, dass es ein Herzenswunsch seines Vaters Indrikis Stukuls gewesen wäre, wenn der Gemeinderat von Zasa Berzzemnieki und den dazugehörenden Garten übernähme. Aus dem Gesamtkomplex von Berzzemnieki, Zasa-Zentrum, Zasa-Park und dem malerisch hindurch fließenden teichartigen Fluss könnte man ein Erholungsgebiet auch für vom Ausland kommende Gäste einrichten. Hieran könnten sich auch noch seine Kinder erfreuen.
Wenn die bereits sehr heruntergekommene Mühle renoviert werden könnte, wäre das ein Segen für die ganze Umgebung. Jede Familie könnte an Ort und Stelle eigenen Roggen und Weizen mahlen und beuteln, Gerste zu Grützkorn und Wolle zu Garn verarbeiten. Wie in früheren Zeiten könnte man Baumaterialien sägen und Bretter weiterverarbeiten, mit der Wasserturbine Strom erzeugen und das ganze Zasa-Zentrum damit versorgen. Auch die bereits verfallenden Häuser von Berzzemnieki könnte man erneuern. Die Wirtschaftsgebäude könnte man für die Reparatur landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen einrichten und evtl. verpachten. Schließlich könne man das ehemalige Mauerwohnhaus renovieren und hierin Not leidenden Familien Unterkunft geben. Zweckmäßig sei es jedoch, für all diese Vorhaben eine Aktiengesellschaft zu gründen.

Die Jahre ab 1990
Das Gespräch mit Vilis Stukuls hatte auf den Gemeinderat großen Eindruck gemacht und man versprach, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten die Probleme so anzupacken, wie er es vorgeschlagen hatte.
Kurz nach diesem Gespräch kam es 1990 in den baltischen Ländern zu nationalen Unabhängigkeitsbewegungen: Nach anfänglichen Widerständen moskautreuer Kräfte – auch in Riga – erlangte Lettland dann im August 1991, ebenso wie die anderen baltischen Länder, die volle staatliche Unabhängigkeit. Es folgte 1992 die Agrarreform und die Privatisierung der 1940 enteigneten Privatbetriebe. Bauern konnten nun wieder frei wirtschaften. Auf diese erfreulichen Entwicklungen reagierte Vilis Stukuls erneut mit einem Zitat aus seinem Buch:
“Ich möchte zu denen gezählt werden, auf die sich die Worte von Karlis Skalbe beziehen: "Glücklich ist derjenige, der an seinen Traum glaubt, denn ihm geht die Sonne nie nieder.“ (Erzählung eines Kreuzburgers)
Zu dieser Zeit sah man auf der Mühle in Zasa erneut die Fahne am Schornstein wehen – diesmal jedoch die rot-weiß-rote Fahne Lettlands.

Das Schicksal der Mühle von Zasa war jedoch in den folgenden Jahren mehr als traurig: Es fand sich kein Investor, der genug Geld investieren konnte, um sie als kulturelles Erbe zu erhalten oder gar in Stand zu setzen. So verfiel sie immer mehr. Fenster und Türen gingen zu Bruch, auch ein Teil des Daches wurde nach einem starken Sturm abgedeckt und brach schließlich, von Wind und Wetter zerstört, in sich zusammen. (siehe Fotos unten)

 

Vom großen Schornstein fielen Steine herab und gefährdeten Passanten. (siehe Foto unten)

 

In den letzten Jahren versank das früher ehrwürdige Anwesen mehr und mehr in Schutt und Abfall. Inzwischen war Lettland am 1.Mai 2004 als Vollmitglied in die EU aufgenommen worden. Da traf es sich gut, dass Hardy Kortmann seit geraumer Zeit mit dem Gedanken spielte, in Lettland eine Immobilie zu erwerben. Er erfuhr zufällig von dem Verkauf der Mühle in Zasa, sah sich das Objekt an und griff mutig und schnell entschlossen zu. Es war Liebe auf den ersten Blick, wie er heute sagt.
All dies geschah im Jahre 2005. Inzwischen ist viel geschehen: Tonnenweise wurden Flaschen, Schutt und sonstiger Unrat vom Gelände der Mühle weggeschafft, das Dach wurde erneuert und leuchtet wieder rot unter strahlend blauem Himmel, neue Fenster wurden eingesetzt und der große Schornstein wurde saniert, sodass er keine Gefahr mehr für Passanten darstellt. (siehe Fotos unten)

 

Darüber hinaus erhielt die Mühle Strom-Wasser-und Kanalanschluss. Irgendwann soll aus einem Teil der Gebäude ein für alle zugängliches Mühlenmuseum entstehen, denn im alten Mühlenteil sind Gott-sei-Dank noch viele interessante, alte Mahlvorrichtungen erhalten geblieben.
Ein wichtiges kulturelles Erbe! Ferner sind ein Veranstaltungssaal und eine Ferienwohnung geplant.

Vielleicht wird dann eines Tages auch der Traum von Vilis Stukuls hinsichtlich der Mühle Wirklichkeit werden…
Vielleicht wird aber auch eines Tages neben der lettischen Fahne die deutsche Fahne als Zeichen der Freundschaft am Schornstein wehen…

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